Reisebericht Tag 3 der FuW Wein-Fachstudienreise in die Schweiz 2022

Mittwoch, den 27.04.2022

Tenuta San Giorgio und HuberVini, Tessin

Autorin: Renate Liebl

Den Auftakt macht die Fahrt über den Simplonpass vom Wallis ins Tessin. Das erste Weingut, eine malerische Lage direkt über der Bucht von Agno, ist San Giorgio von Mike Rudolf. Auf der selbstkelternden Tenuta San Giorgio verbinden sich Fachwissen, Leidenschaft und viel Handarbeit für die Produktion der kleinen Mengen authentischer Weine. Selbstverständlich von allerhöchster Qualität.

Das hochmotivierte Team setzt modernste Erkenntnisse um und kennt die Besonderheiten jeder Lage im Rebberg sehr genau. Perfektes, gesundes Traubengut, gepaart mit Experimentierfreudigkeit und Traditionsbewusstsein im Keller werden in den Weinen widergespiegelt.

Bei Mike Rudolf treffen wir auf seinen Ausbilder Daniel Huber von HuberVini. Hubers Familienbetrieb befindet sich in einem typischen Malcantoneserhaus aus dem 17. Jahrhundert auf dem sonnigen Hügel von Monteggio, umgeben von 7 Hektaren Reben. Die steil terrassierten Hänge im Tresatal tragen mit leichten Böden zu den besonderen Voraussetzungen für den Tessiner Weinbau bei. An den Terrassen wächst zudem eine vielfältige und einzigartige Flora. Das Tessin hat ein Klima, das sich neben der Hauptrebsorte Merlot speziell für die finessenreichen Bordeauxtraubensorten eignet.

Bei HuberVini ist bereits die nachfolgende Generation am Steuer. Daniel Huber ist einer der einstigen Pioniere, die dem Tessiner Weinbau in den 80er Jahren den entscheidenden Schub gegeben haben. Ein Projekt das er selbst noch begleitet ist Montagna Magica. „Als Winzer ist man an den Boden gebunden. Ein Künstler kann frei gestalten.“ Seit 1990 bekommt Ticino DOC, Merlot di Monteggio jedes Jahr ein neues Künstleretikett.

Mike Rudolf und Daniel Huber lassen uns ihre Weine vertikal verkosten. Zum Auftakt verkosten wir die Hauptrebsorte Merlot weiß vinifiziert, gefolgt von Merlot in Rot und reinsortig. Danach kommen BordeauxBlends ins Glas. Die Weine von Sahn Giorgio und HuberVini geben uns einen ersten, ganz ausgezeichneten Eindruck von Merlot und BordeauxBlends aus dem Tessin. Mittagslunch mit Produkten aus der Region, den hervorragenden Weinen und einem grandiosen Blick auf See und Bergwelt begeistern uns. Danke für diesen gelungen Auftakt im Tessin!

Besuch bei Matasci in Tenero

Autorin: Kirsten Denk-Harth

Der Weg durch die Schweiz führt uns ins Tessin und zu der Weinkellerei Matasci in Tenero. Die Kellerei existiert seit dem Jahr 1921 und befindet sich seitdem in Familienbesitz. Ein Teil der Produktion wird in Form von Traubenmaterial eingekauft und dann vinifiziert, ein weiterer aus den eigenen Weingärten. Die Kellerei Matasci ist sowohl größter Winzer, als auch 3. größter Weinhändler im Tessin.

In erster Linie werden Trauben aus der im Tessin typischen Rebsorte Merlot vinifiziert – in Rot, Weiß aus Rot und Rose. Weiter sind traditionelle Sorten wie der Bondola und die Americanino-Traube zu finden. Vorrangig werden diese für Destillate verwendet.

Merlot ist hier der Kronprinz der Weinreben. Er wird entsprechend seiner verschiedenen Ausdrucksmöglichkeiten verarbeitet, um Weine zu erhalten, welche die Identität und die Schönheit des Tessins wiederspiegeln.

Die Kellerei Matasci produziert Weine für viele unterschiedliche Gaumen. Vom einfachen, trinkfreudigen, weiß oder rot ausgebauten Merlot, bis zu seiner Top Cuvée: Cent – Cuvée del Centenario Ticino DOC. Diese wurde zum 100-jährigen Bestehen des Weinguts kreiert.

Der erfolgreichste Wein der Kellerei ist der Selezione d’Ottobre Merlot Ticino DAC. Dieser wurde im Jahr 1964 von Mario Matasci entwickelt und hat dem Tessiner Merlot das Tor zur Alpennordseite geöffnet. Hier werden jährlich zwischen 250.000 und 300.000 Flaschen produziert.

Im Weinhandel des Unternehmens finden sich 70 verschiedene Produzenten. Diese können sich Verkaufsfächer in der Kellerei Matasci anmieten um dort ihre Weine zu verkaufen. Ein Highlight des Ausflugs: Einladung zwei kleiner Produzenten zu unserem Besuch durch Herrn Matasci. Damit eröffnete sich die Möglichkeit, vor Fachpublikum zu präsentieren und zu vernetzen.

Urs Hauser aus Cortone – Quereinsteiger. Dieser baut in erster Linie Merlot und Sauvignon Blanc auf ca. 4,5 Hektar in mehr als 20 Rebbergen an. Zwei Drittel der Rebberge befinden sich in steiler Hanglage, ein Drittel in der Ebene. Besonders überzeugend sind die tollen Merlots Urs Hausers: wie Bella Stasera, Doppo Mezza Notte und Stella.

Graiziano Carrara aus Gordola – der Betrieb blickt auf eine 100-jährige Geschichte zurück. Identifiziert werden die Weine unter dem Namen „Cordola“. Es wird Merlot in rot und weiß, auf 2,5 Hektar, als Still- oder Schaumwein ausgebaut, hauptsächlich in Steillagen. Besonders spannend gestaltet sich dabei der unumgängliche Transport der Ernte – mit dem Helikopter wird diese ins Weingut geflogen.

Auch hier durften wir eine kleine Auswahl an Weinen probieren. Besonders spannend war ein Spumante aus der Rebsorte Bondola – GORDOLA Bollicine Spumante bianco – eine autochtone Rebsorte im Tessin.

Zusammenfassend war auch diese Reise voller neuer Eindrücke, Geschmäcker und Kontakten. Viel gelernt, viel probiert und viel gesehen!