Reisebericht Tag 1 der FuW Wein-Fachstudienreise in die Schweiz 2022

Montag, den 25.04.2022

Besuch bei Weingut Sabine Steiner, Schernelz

Autor: Hannes Rehm

Bereits der Ausblick auf die Steillagen über dem Bieler See und (bei klarer Sicht) die Alpenkette im Hintergrund lässt das Besucherherz beim Weingut Steiner höher schlagen.

Sabine Steiner übernahm 2007 das elterliche Weingut in Schernelz und stellte es in den folgenden Jahren auf biologische Bewirtschaftung um. Als Mitglied von mémoire de vins suisse zählt es heute zu den Spitzenbetrieben in der 3-Seen-Region. Mit großem Engagement setzt sie sich für die Mitglieder des Vereins „Weinkultur Bielersee“ ein, einer der drei Unterregionen mit ca. 340 ha Rebfläche.

Ihr Mann Andreas Krebs aus Wingreis brachte ein eigenes Weingut mit in die Ehe, so dass eine Fusion der beiden Betriebe nahe lag. Allerdings erfolgte nur eine Zusammenführung von Verwaltung und Vertrieb – zu unterschiedlich sind die Böden und Rebhänge der beiden Güter. Daher gibt es sowohl getrennt vinifizierte und vermarktete Weine beider Güter als auch Gemeinschaftsprojekte.

So konnten wir bemerkenswerte Versionen von Chasselas, Chardonnay und Pinot Gris verkosten. Sie alle kennzeichnet eine lebendige Frische durch den Verzicht auf biologischen Säureabbau, was gleichzeitig für eine Feingliedrigkeit, Eleganz und Finesse sorgt. Chapeau!

Besuch bei Winzer Basil und Pierre Monachon, Dézaley

Autor: Michael Rüter

7 Generationen Weinbau im Lauvaux. Das Weingut Domaine Monachon liegt im schönen Ort Rivaz im Kanton Waadt. Weinbau wird auf der Domaine bereits seit drei Jahrhunderten betrieben – Basile Monachon führt das Weingut nunmehr seit 2015 in der 7. Generation.

Die Weinberge liegen ausschließlich in den Grand Cru Lagen Dézaley und Saint Saphorin im Lauvaux. Auf ca. drei Hektaren Rebfläche baut Basile 60% Weißweine (ausschließlich Chasselas) und 40% Rotweine (Pinot Nior, Gamay, Syrah, Merlot, Cabernet Franc und weitere) an. Die Jahresproduktion liegt bei ca. 17.000 Flaschen. Ein Großteil der Weine findet sich auf den Weinkarten der Schweizer Spitzengastronomie wieder. Sämtliche Weine der Domaine werden im Edelstahl (teilweise emalliert) oder Beton-Ei (Buntsandstein) vinifiziert. Ein Teil der Ernte wandert nach der Gärung ins Barrique.

Nach einer kurzen Wanderung durch die Rebberge des Dézaley durften wir im Lavaux Vinorama (siehe separaten Bericht) drei Jahrgänge des Dézaley ‚Les Côtes-Dessus‘ (2020, 2018 und 2009) von der Domaine Monachon verkosten. Beim Dézaley ‚Les Côtes-Dessus‘ handelt es sich um eine Einzellagen-Abfüllung.

Diese Verkostung hat bereits deutlich gezeigt, wie gut Chasselas aus Gran Cru-Lagen reifen kann. Dies wurde während der anschließenden Abendveranstaltung mit dem Mondial du Chasselas eindrucksvoll bestätigt (siehe auch separaten Bericht).

Die Domaine Monachon ist u.a. Mitglied des mémoire de vins suisse. Vater Pierre Monachon ist Präsident von terravin.

Verkostung im Lavaux Vinorama

Autor: Michael Pannwitz

Direkt am Genfer See gelegen, eingebunden in die steinige Natur und den terrassierten Anlagen, bietet das Vinorama eine konzentrierte Möglichkeit die lokalen Weine der heimischen Winzer kennenzulernen. Über 300 Weine von 140 Winzern stehen für die Besucher zur Verkostung und zum Verkauf bereit. Das Vinorama ist regionsmäßig aufgebaut und bietet eine Weinvielfalt von Lutry bis Montreux. In kurzem Abständen werden regelmäßig unterschiedliche Weine besonders hervorgehoben und den interessierten Besuchern präsentiert. Die Winzer selbst hingegen können entscheiden, wie viele Präsentationsfächer sie im Vinorama für Ihre Weine „nutzen“ möchten. Zur weiteren Information gibt es vor Ort die Möglichkeit in einem kleinen Kino das Weinjahr aus dem Blickwinkel eines Winzers zu verfolgen. Der Film „Une Annee Vigneronne“ zeigt anschaulich die unterschiedlichen Arbeitsschritte der Winzer im Wechsel der Jahreszeiten. Die Unesco hat die Weinterrassen selbst zum Weltkulturerbe erklärt.

Wir hatten vor Ort die Gelegenheit, gemeinsam mit dem lokalem Winzer Basile Monachon, eine Verkostung von verschiedenen Jahrgängen des Dézaley Grand Cru zu erhalten und dabei den Reifeprozess zu verfolgen. Allein der Sprung vom Jahrgang 2020 zu 2018 brachte einen neuen Facettenreichtum, mit dem Sprung ins Jahr 2009 gab es weitere, genussreiche Erkenntnisse. Festzuhalten bleibt, ein paar Jahre mehr Reife tun dem Chasselas extrem gut. Gebrannte Mandeln, Honig, Karamell und getrocknete Früchte zeichnen dann das Geschmacksbild. Wir waren begeistert.

Zum Abschluss konnten wir gemeinsam noch eine lokale Rarität des Lauvaux kennenlernen. Es handelte sich hierbei um eine Spielart des Gamay namens ‚Plant Robert‘ von der Domaine Potterat aus Cully.

Degustation bei Mondial du Chasselas, Cully

Autor: Jakob Spitzer

Die ganze Welt des Chasselas

Am ersten Abend unserer Tour de Suisse sind wir angemeldet beim Mondial Du Chasselas, der Vereinigung zur Förderung des Chasselas – dem Gutedel.

Wir kommen am Cafe de la Post im malerischen Cully an und werden herzlichst begrüßt vom Präsidenten Claude Alain Mayor sowie vom Gouverneur der Confrérie du Guillou Jean-Claude Vaucher.

Die enge, ausgetretene, gekrümmte Treppe in den 2. Stock des Cafés hinauf, wähnt man sich in einem Gastraum vor Jahrhunderten versetzt. Und genauso soll es in die Vergangenheit gehen; denn unsere Gastgeber haben eine beachtliche Chasselas Verkostung mit Jahrgängen der letzten Jahrzehnte für uns mitgebracht. So haben wir das Glück neben vielen Anderen vom Yvorne Clou du Chablis AOC die Jahrgänge 2020, 2004 und 1985(!) probieren zu können.

Wir sind in die Schweiz gekommen, um zu lernen und zu erfahren und diese Verkostung ist somit gleich ein wahres Erlebnis – der eher säurearme und im Alkohol niedrige Chasselas zeigt uns hier ein beachtliches Reifepotential.

Insgesamt 14 prämierte Weine aus der Mondial du Chasselas Verkostung des Vorjahres reihen sich aneinander und zeigen die Möglichkeiten dieser Rebsorte im Wallis. Beispielhaft sei der 2010 Fendant Tradition der Domaine des Muses, Valais AOC genannt, der immer noch klare Fruchtaromen aufbietet, charmant Melone mit Honig kombiniert, am Gaumen geschmeidig ist und mit einer angenehmen Bittermandelnote abschließt.

So lauschen wir den fachkundigen und humorvollen Ausführungen der MM. Vaucher und Mayor und lernen die Ikone des Schweizer Weins, den Chasselas, lieben.