Von Spritzigkeit und Eleganz – Weinseminar für NWZ-Abonnenten

Die NWZ-Abonnenten waren zum Weinseminar ins Verlagsgebäude der NWZ gekommen.
(Foto: C.Carlucci)

Zwei große Tische mit schöner Deko, elegante und gut gelaunte Menschen, ein sprachgewandter und feinfühliger Weinberater, zwei aufmerksame Wein-Feen und Weinproben mit italienischen Weinen von Südtirol bis Neapel ­– so klang eine Arbeitswoche in den Räumen der NWZ für Abonnenten informativ und angenehm für Auge, Nase und Mund aus.

Denn diese drei Dinge brauche man nacheinander, um die Aromen eines Weins zu erschnuppern, bevor man ihn dann über die Zunge gleiten lasse, so Hannes Rehm, der das Weinseminar mit Informationen zur Geschichte des italienischen Weins, seine Anbaugebiete, seine Rebsorten und über Qualitätsmerkmale eröffnete. Danach durften die Gäste acht Spitzenweine – vier weiße und vier rote – verkosten, begleitet von jeweils passenden Snacks mit landesüblichem Käse und Wurst sowie Weißbrot und Wasser zum Neutralisieren.

Die Gäste genossen sichtlich das Angebot und diejenigen, die sich nicht kannten, verstanden sich nach kurzer Zeit beim Fachsimpeln über die Weinreise im Glas nach Italien, als ob sie sich schon lange gekannt hätten. „Wir verstehen uns blendend“, sagte Reinhardt aus Gingen, der neben Brigitte und Joachim aus Göppingen und in der Nähe von Günter Otto saß.

Jeder Teilnehmer hatte eine Liste mit den Weinen bekommen, auf der Jahrgang, Rebsorte, Weingut, Qualitätszeichen und Regierungsprovinzen vermerkt waren, die im Gegensatz zu Deutschland mit den Weinanbaugebieten identisch sind. Darauf konnte der geschätzte Preis vermerkt werden, der am Ende des Abends bekanntgegeben wurde und zu manchem fröhlichen Aha-Erlebnis führte.

Die Teilnehmer erfuhren, dass sich das älteste Gebiet seit 1000 vor Christus durch die Griechen über Sizilien und danach bis 100 vor Christus über ganz Italien ausgebreitet hatte. Nach den Römern, die den Weinanbau förderten, brach die Kultivierung ab und wurde erst in der Renaissance im 14. Jahrhundert wieder aufgenommen. Von den etwa 2000 Rebsorten, die es insgesamt in Italien gibt, sind nur etwa 400 im Umlauf und nach vier Qualitätsstandards zugelassen.

Seit 1970 sorgt eine spezielle Klassifikation für einen Quantensprung weg von Massenweinen zu Qualität. Bei 850 000 Hektar und einem achtfachen der Reb­fläche, verglichen mit Deutschland, werde jedoch auf eine Ertragsreduzierung zugunsten der ­Qualität geachtet. Aber auch auf seinen vino della casa, den eigenen Hauswein, lasse ein italienischer Wirt nichts kommen, so Rehm.

Die Kunst des Schmeckens

Bevor die Gäste den ersten Wein, eine frische Südtiroler weiße Cuvée, kosten durften, wurden sie noch auf verschiedene Tricks des Riechens und Schmeckens hingewiesen sowie auf eine weiße Serviette, mit der man die Farbe des Weines besser sehen könne, oder auf Schlieren im Glas beim Rotwein, was ein Gütezeichen sei.

Heike Held, Referentin des Lesermarkts, und Dagmar Burtscher, Assistentin des Verlagsleiters, fungierten als aufmerksame und zuverlässige Wein-Feen. Spritzige Weißweine aus dem Friaul, aus Molise – die Sorte Falanghina wurde als Falerner schon im antiken Rom getrunken – und ein Rosé aus Venetien folgten, bevor qualitätvolle Rotweine aus der Toscana, aus Umbrien, Venetien und dem südlichen Kampanien folgten.

Über Herstellung, Bestandteile wie Säuregrad oder Tannine, Geschmack und verschiedene Aromen der Weine fand ein reger Austausch der Teilnehmer statt, die von Zitrus, Pfirsich, Melone, Birne bis zur Stall- oder Holznote reichte. „Jeder hat einen anderen Erfahrungsschatz, deshalb gibt es kein Richtig oder Falsch beim Probieren eines Weins“, sagte Weinkenner und Berater Rehm, von Hause aus Biologe und Chemiker und Mitglied im Fachverband unabhängiger Weinreferenten (FUW), der sich bei zahlreichen Wettbewerben einen Namen gemacht hat.

Quelle: Neue Württembergische Zeitung (Südwest Presse), Autorin A. Fischer-Bucher