
Seit 1977 gehört der Deutsche Weinfachberater und seit 2007 der Lehrgang „Anerkannter Berater für Deutschen Wein“ des Deutschen Weininstituts zu den wichtigsten Bausteinen in der deutschen Weinausbildung. Der Lehrgang ist eine Institution, die für viele Sommeliers, Gastronomen und Weinhändler den Startpunkt markierte – auch für mich selbst. Damals wie heute vermittelt er kein elitäres Spezialwissen, sondern ein Fundament, auf dem sich Karrieren und Begeisterung aufbauen lassen.
Bevor man Wein auf internationalem Parkett vergleicht, muss man sein eigenes Land verstehen. Deutschland ist kein einheitlicher Weinberg, sondern ein Mosaik aus 13 Regionen. Rheingau und Rheinhessen, Mosel, Pfalz, Franken oder Saale-Unstrut – jede Landschaft erzählt ihre eigene Geschichte von Klima, Böden und Rebsorten. Wer diesen Reichtum kennt, erkennt auch die Vielfalt, die deutschen Wein so spannend macht: vom Riesling über Silvaner und Spätburgunder bis zu regionalen Besonderheiten wie Trollinger oder Elbling.
Praxisnah und fundiert
Der Kurs bleibt praxisnah: Wein wird nicht nur theoretisch erklärt, sondern sensorisch erfahrbar. Von der Traube bis zum Glas – wie Wein entsteht, wie er sich im Keller entwickelt, welche Stilistiken möglich sind. Ebenso gehören die Grundlagen des deutschen Bezeichnungsrechts dazu, das Verbrauchern Orientierung und Profis Argumentationskraft gibt. Ein Kapitel widmet sich den deutschen Schaumweinen, deren Qualitätssprung in den letzten Jahren unübersehbar ist.
Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Kombination von Speise und Wein. Denn erst wenn Empfehlungen sicher gegeben werden können, wird Wissen lebendig: Riesling zur asiatischen Küche, Silvaner zu Spargel, Spätburgunder zu Wild. Diese Brücke zwischen Theorie und Genuss macht den Kurs so wertvoll – für Auszubildende ebenso wie für Profis, die ihr Wissen strukturieren und vertiefen möchten.
Subventioniert und zugänglich
Das DWI wird von der gesamten Deutschen Winzerschaft finanziert und setzt deren Gelder mit Bedacht ein:
„Damit die Betriebe auch trotz des momentanen wirtschaftlichen Drucks die Möglichkeit haben, ihren Auszubildenden und Mitarbeitern die Fortbildung zu ermöglichen, werden die Seminare stark von der Deutschen Winzerschaft über das DWI subventioniert. Der eigentliche Kostenfaktor von 185 € wird durch diese Unterstützung auf 50 € brutto pro Teilnehmer reduziert – und enthält bereits alle Kosten für das anderthalbtägige Seminar.“
Modernes Unterrichtsmaterial, exzellent organisiert und durchgeführt von Top-Referent:innen wie Rebekka Gruber, Claudia Stern, Denis Duhme, Michael Kugel oder Manuel Bretschi, macht den Lehrgang ideal für Berufsfachschulen, Hotels, Gastronomiezulieferer, Weingüter oder Händler, die ihr Team weiterqualifizieren möchten.
Die Mindestteilnehmerzahl beträgt zehn Personen. Vielleicht können sich ein Weinlieferant und zwei Kunden zusammentun – das ist moderne Kommunikation und visionäre Zukunftsarbeit.

Anspruchsvoller Abschluss
Am Ende steht ein Test: Wer von 125 möglichen Punkten mindestens 90 erreicht, darf sich offiziell „Anerkannter Berater für Deutschen Wein“ nennen. Ein Titel, der nicht nur Wissen bescheinigt, sondern auch Leidenschaft für die Vielfalt deutscher Weine sichtbar macht.
Noch nie war es so wichtig, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter regelmäßig zu schulen und zu begeistern. Der deutsche Wein boomt – und die Moderatoren des DWI übernehmen diese Aufgabe mit Herzblut und Professionalität. Das Fundament ist gelegt, die Zukunft gehört denen, die Wein nicht nur verkaufen, sondern ihn verstehen und erlebbar machen.
Aus dem Unterricht
Seit Januar 2025 darf ich den „Anerkannten Berater für Deutschen Wein“ begleiten – und jedes Mal gibt es Augenblicke, in denen Wissen plötzlich leuchtet. Wenn ich den „Tequila-Effekt“ erkläre, dieses kleine Aha-Erlebnis in der Sensorik, herrscht zuerst Stille. Dann Gelächter. Und schließlich Staunen: Plötzlich begreifen alle, dass Wein nicht nur Theorie, sondern Erlebnis ist.
Besonders bewegend sind die internationalen Teilnehmer: junge Auszubildende aus Vietnam, Marokko oder China, die mit eiserner Disziplin lernen, oft die ganze Nacht. Viele kommen mit Unsicherheit – vor allem beim Weinservice am Gast. Doch nach eineinhalb Tagen wollen sie nichts lieber, als Flaschen präsentieren, Etiketten erklären und Empfehlungen geben.
Speise und Wein? Für viele die schwierigste Disziplin. Wir üben, probieren, diskutieren, bis es klickt. Wenn dann jemand strahlt und sagt:
„Zum Entrecôte vom Grill passt ein modernes Cabernet-Cuvée aus Baden vom Weingut Waßmer perfekt. Denn die Röstaromen vom Fleisch verlangen geradezu nach dem im Eichenholzfass ausgebauten Roten, der mit sanften Tanninen ein perfekter Begleiter ist.“
– dann weiß ich: Genau dafür mache ich diesen Job.
Denn aus Scheu wird Neugier. Aus Unsicherheit wird Begeisterung. Und aus einem Kurs entsteht nicht selten der erste Schritt in eine lange Karriere mit Wein.
Von der Schülerin zur Dozentin
Mit 18 Jahren habe ich selbst meine Karriere mit dem Seminar „Anerkannter Berater für Deutschen Wein“ gestartet. Heute stehe ich auf der anderen Seite – als Dozentin. Ich halte Masterclasses in ganz Deutschland und in der Schweiz, manchmal in Italien oder auch in Dänemark. Jedes Seminar ist anders, voller Überraschungen und Begegnungen.
